40 Jahre Lauftreff im TBW (3) Mitteilungsblatt KW 07/21

Als sich Mitte der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts in Deutschland die Anfänge des Langstreckenlaufs bemerkbar machten, verging bis zur Gründung des ersten deutschen Lauftreffs zwar noch ein Jahrzehnt (1974 in Darmstadt), aber auch in und um Wilferdingen fand dieser Sport bald einige engagierte Anhänger. Im heutigen Artikel soll vom bisher erfolgreichsten Remchinger Läufer die Rede sein. “Remchinger” insofern, als dieser Läufer in Wilferdingen aufgewachsen ist und seine sportlichen Wurzeln beim TB Wilferdingen liegen.
Zu berichten ist hier von Hans Gulyas (von Foto-Gulyas) der 1964 im Alter von 15 Jahren zu den Turnern des TBW kam. Er fand jedoch weniger Gefallen an den Geräten, sondern zunächst am traditionellen Mannschaftssport der Turner, dem Prellballspiel, das damals beim TB Wilferdingen noch im regelmäßigen Übungs- und Wettkampfbetrieb ausgeführt wurde. Prellball war für Hans Gulyas allerdings auch nur eine Durchgangsstation zu den ersten Laufversuchen auf der früheren 166-Meter-Bahn des TBW.
Zu diesem Zeitpunkt war Hans bereits vom “Langstreckenvirus” infiziert und hatte für den TBW erfolgreich an den ersten Volksläufen der Region teilgenommen. Auf seinen Trainingsläufen, z.B. im Buchwald oder abends mal kurz von Wilferdingen nach Durlach und zurück, wurde er damals noch als “Exote” bestaunt. Über einen Kollegen bei seiner Pforzheimer Lehrfirma fand Hans Gulyas den Weg zum ältesten badischen Turnverein, dem TV 1834 Pforzheim.
Die Leistungssteigerungen von Hans Gulyas verliefen geradezu atemberaubend. Hatte er 1970 bei seinem ersten Marathonlauf (42,195 km) noch die gute Zeit von 3:19 Stunden erreicht, so lief er bereits 1972 über diese Distanz schier unglaubliche 2:24 Stunden. Erreicht wurde die Entwicklung durch den unbändigen Ehrgeiz von Hans, aber auch die deutlich verbesserten Trainingsbedingungen in der Sportfördergruppe der Bundeswehr und einer fordernden Trainingsgruppe in der Leichtathletikabteilung des KSC.

Links Hans, mit der Start-Nr. 1600, beim Start des Schwarzwald-Marathons 1973, welcher er in der Zeit von 2:27:16 Stunden gewann.
Gegen Mitte der siebziger Jahre hatte sich Hans Gulyas endgültig in die Spitzengruppe der deutschen Langstreckler vorgearbeitet. Um beim Beispiel Marathonlauf zu bleiben, seinen schnellsten Marathon ist Hans in den Farben der „SG Siemens Karlsruhe“ als Vierter bei den Deutschen Meisterschaften 1977  Berlin gelaufen: 2:16:56 Stunden! 
Wettkämpfe hat Hans im Laufe seiner Sportkarriere auf allen Strecken zwischen 100 Metern und 100 Kilometern bestritten. Aus Platzgründen ist es an dieser Stelle nicht möglich, alle Distanzen zu aufzuführen, auf denen Hans Gulyas mit Spitzenzeiten unterwegs war. Um nur einiges zu nennen, er war mehrmaliger Sieger der 80 km von Karlsruhe, mehrmals Sieger beim Schwarzwaldmarathon, 10.000 Meter-Bestzeit von 29:37,8 Minuten und 5.000 Meter in 14:17,0 Minuten.
Um sein BWL-Studium an der FHW in Pforzheim zu finanzieren, hatte Hans Gulyas schon 1973 einen Sportartikelhandel gegründet. Sein 1977 eröffnetes Ladengeschäft, das er zusammen mit seiner Frau in Karlsruhe führte, hat Hans im vorletzten Jahr aus Altersgründen geschlossen.
Mit Hans Gulyas bin ich noch regelmäßig in Kontakt. Mit Interesse verfolgt er weiterhin das Geschehen beim TBW, dem Verein, wo vor vielen Jahren seine Laufbahn als Pionier der Langstrecke begann. (wird fortgesetzt)
Gerhard Zachmann