Als 1974 in Darmstadt der erste Lauftreff in Deutschland gegründet wurde und in den darauffolgenden Jahren derartige Treffs bundesweit wie die Pilze aus dem Boden schossen, lagen die Anfänge des Langlaufs als Breitensportart in Deutschland eigentlich schon rund zehn Jahre zurück. Begonnen hatte alles im Oktober 1963 in Bobingen (bei Augsburg), wo der “1. Internationale Volkslauf mit Marschprüfung“ durchgeführt wurde. Pate standen die so genannten “Wehrläufe” der Schweiz, die von den Bobinger Initiatoren um die Idee des “Volkslauf für Jedermann” erweitert wurde. Der Hauptlauf der Bobinger Veranstaltung war der “Wald- und Feldlauf für Herren von 18 bis 45 Jahren”.
Die neue Idee fand bald im ganzen Land zahlreiche Nachahmer. In den ersten Jahren wurden diese Veranstaltungen durchweg für Läufer und Marschierer bzw. Wanderer angeboten, wobei die “echten” Läufer zunächst deutlich in der Minderheit blieben. Dies lässt sich sehr schön am “1. Pforzheimer Volksmarsch und -Lauf”, der am 15. April 1967 stattfand, demonstrieren.
An diesem Samstag im April 1967 startete am Turnplatz in Pforzheim eine illustre Truppe von insgesamt 974 Personen auf die rund 12,5 Kilometer lange Strecke über den Kupferhammer hinauf zum Erzkopf und zurück zum Sportclub-Platz im Würmtal. Die Pforzheimer Zeitung wusste danach zu berichten: “Boten die 174 (!) Läufer, unter denen die Dietlingerin Elfriede Rapp die einzige (!!!) weibliche Teilnehmerin war, mit ihren bunten Trikots noch ein einigermaßen geschlossenes Bild, so waren der Vorstellungskraft der Marschierer hinsichtlich der Ausstaffierung keine Grenzen gesetzt.” In dem Bericht war dann von Kniebundhosen, Rucksack, Stock und jungen Burschen, die wie weiland (= früher) die Handwerksburschen über Land zogen, die Rede.

Stempeluhr zur Dokumentation der Laufzeit auf den Startkarten bei den ersten Volksläufen
Bereits 1968 begann auch in Büchenbronn mit einem “Volkslauf und Marsch” eine langjährige Volkslauf-Tradition. Ab 1970 veranstaltete der TB Königsbach einen “Volkslauf-Marsch” über 10 km, zu welchem neben dem Wandern (ohne Zeitmessung) und dem Lauf auch das Wettkampfgehen gehörte, welches man heutzutage eigentlich nur noch im Fernsehen bei großen Sportveranstaltungen wie den Olympischen Spielen und nationalen bzw. internationalen Meisterschaften sieht.
Die “Volksläufe” sind gekommen, um zu bleiben. Sieht man mal vom vergangenen Corona-Jahr ab, so werden in Deutschland jährlich mehrere tausend Volkslaufveranstaltungen durchgeführt, wobei Strecken über 5 km, der “Klassiker” 10 km und bis zu Marathon (42,195 km) gelaufen werden. Die Volksläufe charakterisieren sich dadurch, dass es sich dabei um Läufe außerhalb von Stadien handelt, die für alle Sportlerinnen und Sportler ohne Qualifikationsvoraussetzungen und auch ohne Vereinszugehörigkeit offen sind.
Die Anzahl der Teilnehmer an Volksläufen geht von gelegentlich unter hundert Läuferinnen und Läufern bis zu den großen Stadtmarathons, wo der Berlin-Marathon mit über 40.000 Teilnehmern deutlich an der Spitze liegt. (wird fortgesetzt)
Gerhard Zachmann